Das Rätsel des Opfers
Auch in der Liebe ist alles relativ
Gerd Berghofer
Liebe - das uralte Thema findet immer wieder neue Facetten
und Gesichter. Ulrich Woelk gibt der Liebe in seinem Buch "Einstein on the
Lake" ein wunderbares, reifes Gesicht. Da ist der Berliner Anwalt Anselm, der
glaubt, dass Einstein seine wichtigen Unterlagen im Templiner See versenkte, da
er sie weder ins Ausland mitnehmen konnte, noch wollte, dass sie den Nazis in
die Hände fallen. Der von diesem Gedanken Besessene erklärt, was er entdeckt
hat, so: "E = Energie, m = Masse, c = Lichtgeschwindigkeit, T und N =
Thermonu-clear". Das Resultat daraus: "TEMPLIN"
Anselms Jugendfreund Bernie, ein kaum erfolgsverwöhnter
Journalist, und des Anwalts Gattin Gesine beziehen ein Hausboot auf dem
Templiner See. Und während Anselm den See nach Einsteins Spuren abtaucht,
beginnt sich zwischen Bernie und Gesine ein Netz aus Lust, Abwägung und
Einsteins Lehren zu spinnen. Brillant flicht Woelk diese in die Denkweise der
Handelnden ein, insbesondere des Erzählers Bernie: "Meine Hände lagen auf ihren
Hüften, und sie ließ sich so leicht bewegen, als hätte sich ihre Masse in
Energie zurückverwandelt ? Dehnt sich die Zeit in solchen Momenten? Ich glaube
eher, sie wird dünner und dünner, sie wird durchsichtig."
Woelks Erzählung ist lebenskundig nüchtern geschrieben,
manchmal ironisch, mit feinen Blicken für Details. Gesine und Bernie genießen
ihr Experiment, auch wenn sie manchmal zurückschrecken bei dem Gedanken, was
wäre, wenn Anselm vorzeitig "auftauchen" würde