Die Rechnung geht auf
Salli Sallmann
Der Schriftsteller Ulrich Woelk ist
auch Wissenschaftler, nämlich Astrophysiker, und er bringt in
seinen Romanen gerne wissenschaftliche Theorien in Verbindung mit den
Lebens - und Existenzkrisen seiner handelnden Figuren.
Relativitätstheorie, Wellenmechanik und Astronomie waren schon
Kulisse seiner Romane, nun hat er einen Roman mit der Chaostheorie im
Hintergrund herausgebracht, Joana Mandelbrodt und ich.
Chaos herrscht im Privatleben des
Protagonisten, des Mathematikers Paul Gremon, und Chaos ist auch das
Forschungsthema des Mathematikers, oder besser gesagt, die
Erforschung der Strukturen des Zufalls, denn das Wort Chaos mögen
die Chaosforscher nicht besonders. Das geordnete Chaos im Privatleben
Paul Gremons besteht erstens in seinem gespannten Verhältnis zu
seiner Ex-Frau Liv und seiner Liebe zur Prostituierten Joana, und
zweitens in seinen schriftstellerischen Ambitionen. Er schreibt an
einem Buch über Fragen des mathematischen Zufalls, wird mit
einem anonym lebenden Bestsellerautor verwechselt, der heißt
Leon Zern, nimmt auf Anraten seiner Literaturagentin Cora diese
Verwechselung an und gibt sich fortan als jener Leon Zern aus, um die
Verkaufschancen seines eigenen Buches zu erhöhen.
Die Rechnung geht auf, doch da
offenbart ihm seine geliebte Prostituierte, dass auch sie einen Roman
geschrieben hat, über sich und einen Freier, der Mathematiker
ist, und den soll Gremon nun ebenfalls unter dem Namen des
Bestsellerautors veröffentlichen. Auch das macht der
Mathemathiker Gremon, und bald haben wir als Leser schließlich
ein wunderschönes Poutpourri über die Macht des Zufalls und
die Versuche seiner Strukturierung vor Augen. Klamauk? Ja, aber
gutgemachter, und dazu ein nicht geringes Maß an Spott über
den Literaturbetrieb.