Die Macht des Zufalls
Stefan Sprang
Die Chaostheorie mit
einer Satire auf den Literaturbetrieb und einer Liebesgeschichte
verbinden zu einem Roman, der unglaublich witzig und unterhaltsam
ist, kann das gelingen? Es kann! Ulrich Woelk beweist es in „Joana
Mandelbrot und ich“.
Eigentlich will Professor
Paul Germon ein unterhaltsames Sachbuch über Mathematik
schreiben. Durch einen Zufall wird er aber für den Autor eines
Bestsellers über einen Serienkiller gehalten. Paul spielt das
Spiel mit. Die Folgen sind abenteuerlich: Seine Frau Liv zum
Beispiel, von der sich gerade trennt, wittert zusätzlichen
Geldsegen. Aber Pauls Leben wird noch verrückter: Joana, die
Dame aus dem Freudenhaus, die er regelmäßig besucht,
gesteht ihm: auch sie hat einen Roman geschrieben und möchte
gerne, dass er ihn für sie veröffentlicht. So muss sich
schließlich mit zwei äußerst selbstbewussten Frauen
und seinem zweifelhaften Ruhm rumschlagen. „Und so wurde mein
Konto zu einem Geldbahnhof“, klagt Gremon, „durch den
sechsstellige Beiträge wie Fernzüge rasten ohne Halt und
ohne, dass auch nur ein einziger Cent bei mir hängen geblieben
wäre. Alles überwies ich an Frauen weiter: meine
Literaturagentin, an Liv und an Joana. Ich war nicht nur literarisch,
sondern auch finanziell ein Strohmann. Aber die Welt war ja nur
gerecht: ich hatte keine Leistung erbracht und ich bekam auch nichts
– so sauber ging es nicht immer zu.“
Ulrich Woelk beherrscht
die Kunst, naturwissenschaftliche Einsichten zur Grundlage von
wunderbar leichten Geschichten zu machen. Da kapiert auch der Laie
alles und hat noch verdammt viel Spaß dabei. „Joana
Mandelbrot und ich“ ist exzellente Unterhaltung, die niemals
trivial oder klamaukig daher kommt. Treffende Dialoge runden diesen
Roman ab: das spannende Thema ist die Frage, welche Macht der Zufall
hat. Und es geht um die Schwierigkeiten mit all den Rollen klar zu
kommen, die wir im Leben haben.