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Ein großes Lesevergnügen!
Uwe Wittstock
Der Held des Romans heißt Roland Ziegler, ist Mitte 30, Jurist und Teilhaber eines großen Familienunternehmens für elektrotechnische Geräte. Er ist ein erfolgreicher Mann, der allerdings eine gesundheitliche Schwäche hat: Er ist Epileptiker. Ziegler hat seine Krankheit jedoch mit Medikamenten gut im Griff. In Berlin, wo er an einer politischen Konferenz teilnehmen soll, trifft er zufällig in einem Café eine junge Frau namens Zoe, Ende 20, eine etwas chaotische, aber attraktive Frau, die, wie sich herausstellt, Jazz-Sängerin ist.
Das ungleiche Paar - er Jurist und Manager, sie eine nonkonforme Sängerin - würde im realen Leben wohl an verschiedensten Problemen scheitern, nicht jedoch in der Literatur. Vielleicht sind solche Konstellationen auch deshalb bei Schriftstellern beliebt, erlauben sie es ihnen doch, die Gegensätze und Kontraste für den Leser ganz deutlich herauszuarbeiten. Ulrich Woelk macht das in seinem Roman sehr schön: Hier Roland, der Manager, der nicht nur durch die Arbeit, sondern auch durch seine Krankheit zu einem regelmäßigen, ruhigen Leben gezwungen ist. Da Zoe, die Künstlerin, die durch ihren Beruf wiederum zur Nachtarbeit und zu unsteten Reisen gezwungen wird, die immerzu auf der Suche nach neuen Ideen ist - und die einen anderen, älteren Liebhaber hat, den sie jedoch gerne loswerden möchte und der ihr immerzu nachstellt.
Aus diesen Ingredienzien ergibt sich in dem Roman eine turbulente Affäre. Die unruhige Zoe haut mit Roland kurzerhand nach Holland ab, einerseits um den alten Liebhaber loszuwerden, andererseits, um ein paar Tage mit dem neuen Freund zu genießen. Damit steigt die Spannung im Roman, denn sobald Roland sein sauber geregeltes Leben verlässt, wird seine Krankheit Epilepsie wieder sehr bedrohlich für ihn.
Er fährt wiederum auch nach Holland, um eine Verwandte zu besuchen, die ihm einiges über die Vergangenheit seiner Familie verraten kann. Die Geheimnisse, die dabei gelüftet werden, sind nicht schön, denn die Familie ist in Verbrechen der Nazi-Zeit verstrickt. Die Reise des frisch verliebten Paares wird dadurch auch zu einer Reise in die deutsche Vergangenheit - und sie endet mit einer absolut unerwarteten Pointe, die hier natürlich verraten wird, um den Lesern die Überraschung nicht vorweg zu nehmen.
Ulrich Woelk hat hier einen klugen, sehr geschickt gebauten Liebesroman geschrieben, der ein paar politische Nebentöne hat - und für seine Leser am Schluss eine ziemlich verblüffende Pointe bereithält. Kurz gesagt: Ein großes Lesevergnügen!